JOY SKILLS - Teil 12
MENSCHENKENNTNIS
"Wer sich selbst recht kennt,
kann sehr bald alle anderen Menschen kennenlernen."
Georg Christoph Lichtenberg
Sowohl das familiäre als auch das
gesellschaftliche Leben kann nur funktionieren, wenn wir uns auf unsere
Mitmenschen einlassen können, ihnen zuhören, sie ernst nehmen, versuchen, sie
zu verstehen, sie respektieren und akzeptieren, wie sie sind.
Unser persönliches Glück hängt mitunter vom zwischenmenschlichen Verstehen und
Verstanden werden ab! Durch Selbstreflexion/-erkenntnis und Menschenkenntnis
wird ein tiefes Verständnis möglich.
Ein schnelles Bild von einem Menschen
bekommen wir normalerweise gleich beim ersten Eindruck. Wenn wir jedoch daran
interessiert sind, eine Person wirklich kennenzulernen, bedarf es weit mehr
Zeit, als wenige Sekunden oder Minuten.
Menschenkenntnis beruht
also nicht allein auf unsere Intuition, sondern erfordert auch unsere Beobachtungsgabe,
echtes Interesse und die Bereitschaft zur Selbstreflexion.
Um einen anderen Menschen besser
einschätzen zu können, müssen wir uns zuerst selbst richtig kennenlernen.
Du kennst dich, wenn du deine eigene Persönlichkeit genau analysiert hast und dich
und deine Beweggründe immer wieder hinterfragst, genau weißt, was du bist, wer
du bist, wofür du hier bist und was du brauchst, was dir guttut, wie wertvoll
du bist, kurz gesagt: Was deine Natur/dein Wesenskern ist.
Erst wenn wir uns selbst richtig kennen, können wir neutral auf andere Menschen
zugehen und sie auch objektiv einschätzen. So können wir verhindern, unsere
subjektive Erwartung auf andere zu projizieren.
Menschenkenntnis entwickelt sich über Jahre hinweg und kann durch genaues Beobachten (sich selbst und andere), gezielt trainiert werden! Menschenkenntnis ist das Ergebnis eines langen Prozesses, für den persönliche Erfahrungen mit anderen Menschen substantiell sind.
Wenn wir einen Menschen einschätzen
wollen, ist es wirklich essentiell, sich nicht von Äußerlichkeiten, wie
Kleidung, Aussehen, finanziellem Status usw. blenden zu lassen. Wenn wir uns von Oberflächlichkeiten beeindrucken lassen,
übersehen wir schnell Charakterschwächen, die sich dahinter verbergen könnten.
Auch wenn wir jemanden auf Anhieb super-sympathisch finden, tun wir gut daran,
unsere Euphorie zu zügeln und neutraler Beobachter zu bleiben, um nicht durch
eine rosarote Brille zu schauen und so eventuelle Alarmsignale übersehen.
Selbst Personen, die uns vertraut sind, weil wir sie jahrelang kennen, können und sollten wir immer bewusst und neutral beobachten, um subtile Veränderungen wahrnehmen zu können und unsererseits Projektionen und Beurteilungsfehler zu vermeiden (wir neigen dazu, nach Bestätigungen für unsere ursprüngliche Beurteilung zu suchen, obwohl die Dinge vielleicht ganz anders liegen...)
Menschen mit einer guten Menschenkenntnis achten deshalb besonders auf all die Signale, die ihr Gegenüber unbewusst und ganz automatisch vermittelt, nämlich durch…
- die Körpersprache: Mimik, Mikroexpressionen im Gesicht, insbesondere im Bereich der Augen, Gestik, Körperhaltung
- die Sprache: schnell, langsam, laut, leise. Worüber wird gern gesprochen? Was wird zwischen den Zeilen vermittelt?
- die Gefühlslage: wie ist die Gefühlslage generell? Verschiebt sich die Gefühlslage in bestimmten Situationen?
- die "Masken": Wir
alle tragen in unterschiedlichen Situationen unterschiedliche Masken, d.h. wir passen
unser Verhalten an unterschiedliche soziale Umfelder an. Wir verhalten uns
gegenüber vertrauten Personen anders, als gegenüber flüchtigen Bekannten,
Kollegen oder Fremden. Auch in Gruppen verhalten wir uns anders, als zu Zweit.
Sind wir authentisch, tragen wir eine Maske, die für die betreffenden Begleitumstände am besten zu uns passt, eine Maske, mit der wir uns wohlfühlen und die unsere Natur erkennen lässt. Sind wir nicht authentisch, tragen wir die Maske, die nicht wirklich etwas von uns preisgibt und eine bestimmte Wirkung beim Umfeld erzielen soll.
Diese Masken bei anderen zu beobachten, kann viel über den Menschen erzählen. Der Blick, um den Unterschied zwischen einer authentischen und einer nicht-authentischen Maske zu erkennen, entsteht aus einer Mischung aus Erfahrung, einer guten Beobachtungsgabe und Empathie.
Menschen mit einer guten Menschenkenntnis sammeln daraus möglichst viele Informationen und leiten daraus Hypothesen ab – keine endgültigen Urteile.
Durch gute Menschenkenntnis können wir die
Persönlichkeit anderer Menschen schneller einschätzen und deren Verhaltensweisen
deuten, wir lassen uns nicht ausnutzen oder belügen, wir können den Umgang mit
toxischen Menschen vermeiden, Streitigkeiten vorbeugen oder Hilfe anbieten,
wenn wir erkennen, dass diese benötigt wird.
Doch selbst eine ausgeprägte Menschenkenntnis schützt uns leider nicht immer davor,
von anderen getäuscht zu werden. Manche haben perfekte nicht-authentische Masken. Aber auch diese Erfahrung bereichert unsere Menschenkenntnis 😊
TEIL 13 der JOY SKILLS-Reihe findest du HIER! 🤩
"Das größte Problem in der Kommunikation ist,
dass wir nicht zuhören, um zu verstehen.
Wir hören zu, um zu antworten."
Thomas Schäring